Gorleben Archiv e.V.
Das Gorlebenarchiv
Der Widerstand gegen die geplanten oder bereits errichteten Atomanlagen in Gorleben dauert schon fast vierzig Jahre. In keiner anderen Region in der Bundesrepublik kämpft eine soziale Bewegung quer durch alle Bevölkerungsschichten über einen so langen Zeitraum für ihre Rechte wie im Landkreis Lüchow-Dannenberg – bis heute.
Eine Bewegung, die das kulturelle Leben, die politischen und wirtschaftlichen Strukturen in der Region nachhaltig verändert hat.
Der jahrzehntelange Konflikt um den Atomstandort Gorleben hat die Menschen im Wendland geprägt und ihre Biografien verändert. Es gab Erfolge und Niederlagen – auf der Straße, in den Gerichtssälen und Parlamenten. Es gab spektakuläre Platzbesetzungen oder Massenblockaden, die auch international für Aufsehen sorgten. Und es gab unzählige kleinere Widerstandsaktionen – witzig, trickreich und kreativ.
Im Wendland entwickelte sich eine breite und vielfältige Protestkultur, die in Deutschland vermutlich einzigartig ist. Sie spiegelt sich in der einheimischen Kunst-, Film-, Literatur- oder Theaterszene genauso wider wie in den persönlichen Lebensmodellen, den politischen Einstellungen und Aktivitäten. Man will nicht nur ‚dagegen’ sein, sondern auch zeigen, dass man es anders machen kann. So gilt Lüchow-Dannenberg inzwischen als Modellregion für erneuerbare Energien und ökologische Landwirtschaft.
Anfang 2000 wurde einigen Menschen aus dem Wendland bewusst, dass viele wichtige Dokumente über den Gorleben-Widerstand fast vergessen auf Dachböden, in Kellern oder Scheunen lagerten. Persönliche Protokolle, Tagebücher, Plakate, Fotos, Filme, Transparente – unzählige Erinnerungsstücke drohten, dem Zahn der Zeit anheimzufallen und endgültig verloren zu gehen.
Um das zu verhindern, wurde im August 2001 das „Gorleben Archiv“ gegründet.
Der gemeinnützige Verein sammelt, sichtet und archiviert das historisch inzwischen bedeutsame Material über die Geschichte des Atomstandortes Gorleben in Wort, Schrift, Bild, Foto und Film. Zunächst in Grabow und seit 2010 in Lüchow wurde ein Ort geschaffen, an dem diese Geschichte lebendig gehalten wird. Die Dokumente werden schrittweise auch digital erfasst und bearbeitet. So konnten in den vergangenen Jahren zahlreiche, bis dahin unbekannte oder nicht zugängliche Fundstücke gesichert werden, um sie der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Langfristig sind auch wissenschaftliche Veranstaltungen und Forschungsprojekte geplant.